Exkursion zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände – Ein Lernort der Mahnung und des Erinnerns
Am Dienstag, den 24.06.25, unternahm die Klasse 10 der GMS Bergatreute gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer Herrn Vidic eine Exkursion nach Nürnberg. Als weitere Begleitperson unterstützte Frau Vidic Senior die Gruppe. Ziel der Fahrt war es, das ehemalige Reichparteitagsgelände in Nürnberg zu erkunden, um mehr über die Geschichte des Nationalsozialismus zu lernen. Im besonderen Fokus sollte dabei die Rolle Nürnbergs als einstiger Schauplatz der NS-Propaganda stehen.
Nach einer knapp vierstündigen Zugfahrt erreichte die Klasse gegen 11:30 Uhr den Hauptbahnhof Nürnberg und machte sich sofort auf zum „Luitpoldhain“, einer heute friedlich wirkenden Parkanlage, wo ein gemeinsamer Treffpunkt mit dem Rundgangsleiter Herrn Richter vereinbart war.
Während der Reichsparteitage, welche die NSDAP bis 1938 auf diesem Gelände veranstaltete, war dieser Luitpoldhain allerdings alles andere als eine friedlich vor sich hinschlummernde Parklandschaft.
Dieser Ort war neben anderen monumentalen Bauwerken, Straßen und Teichanlagen die Kulisse von NS- Propagandainszenierungen, die sich bis ins Jahr 1938 erstreckten und durch den 1939 begonnen Krieg nur in eine Art Winterschlaf versetzt wurden.
Es kann angenommen werden, dass fast jeder Jugendliche oder Erwachsene in Deutschland die Bilder dieses Ortes kennt, ohne sich dessen bewusst zu sein, da das Filmmaterial, das ursprünglich für Propagandazwecke produziert wurde, in kaum einer NS-Geschichtsdokumentation der letzten Jahrzehnte fehlt.
Große Teile des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes versuchte die Stadt Nürnberg nach dem Krieg bis in die 1980er Jahre hinein loszuwerden. Gebäude wurden gesprengt, Steintribünen wurden planiert und auf Freiflächen oder Sichtachsen wurden Häuser gebaut oder Bäume gepflanzt. Zu schwer lasteten die sichtbaren Überreste der Nazi-Bauten auf dem Gewissen der Stadt.
Nach dem Luitpoldhain und der Ehrenhalle erwanderte die Gruppe als nächstes die Überreste der riesigen „Kongresshalle“, die nie vollständig fertiggestellt wurde und die in den vergangenen Jahrzehnten für allerlei Nutzungsexperimente herhalten musste. Neben dem bereits gekonnt eingebetteten Dokumentationszentrum soll dort aktuell eine kulturelle Spielstätte für Theater und Philharmoniker im Innenhof entstehen, was von vielen Fachleuten, die das Gebäude kennen, kritisch gesehen wird.
Den sichtlichen Eindruck, den der Innenhof der Kongresshalle bei den Schülern und Begleitern hinterließ, bekräftigte den von Herrn Richter immer wieder beschriebenen Zweck der sogenannten „Einschüchterungsarchitektur“ der Nürnberger Bauten. Staunend schauten die Schülerinnen und Schüler inmitten des 180 Metern breiten Innenhofes an den 40 Meter hohen Wänden empor und registrierten irritiert, dass die Halle für Massenveranstaltungen bis zu 50000 Menschen geplant war.
Auch die „Große Straße“, eine ausschließlich für Militärparaden angelegte Strecke, mit einer Breite von 40 Metern und einem Ende, das man in 1,5 km Entfernung nur erahnen konnte, machte den Militarismus und die Bereitschaft zur Gewalt in der damaligen Zeit für alle greifbar.
Nach einigen hundert Metern bog die Gruppe schließlich am Dutzendteich, gegenüber der Kongresshalle, ab und machte sich auf den Weg in Richtung Zeppelinfeld und Zeppelintribüne. Von der Haupttribüne aus, auf der sich einst die Prominenz des NS- Staates versammelte, hatte die Klasse einen guten Blick über das stadionartig eingefasste Zeppelinareal. Die Haupttribüne war zur damaligen Zeit mit ca. 16 000 Menschen belegt und bot zusammen mit den Nebentribünen, auf denen etwa 70 000 Zuschauer Platz fanden, einen guten Blick auf das ca. 12 Fußballfelder große Areal, auf dem bei unterschiedlichen Appellen oder Massenaufläufen etwas mehr als 200 000 Uniformierte unterschiedlicher NS- Organisationen zur Rednerkanzel von Adolf Hitler aufblickten.
Nach dem Krieg sprengten die Amerikaner das riesige Hakenkreuz von der Haupttribüne und noch im Jahr 1967 versuchten die Nürnberger, sich des schwierigen NS-Erbes zu entledigen, indem sie den Säulengang der Zeppelintribüne sprengten und die Eckpfeiler mit Feuerschalen Stück für Stück abtrugen. Die dadurch verursachten Schäden, an der bestehenden Bausubstanz waren für alle Schüler deutlich sichtbar.
Aktuell versucht die Stadt Nürnberg, diese Schäden so zu beseitigen, dass das Baudenkmal für kommende Generationen bewahrt wird.
Nach dem Zeppelindenkmal nahm ein Teil der Gruppe noch eine Stärkung im nahegelegenen Biergarten am Dutzendteich zu sich, bevor man zum weiteren Stadtbummel in die Altstadt von Nürnberg aufbrach.
Um 17:07 Uhr trat die Gruppe dann schließlich die Heimfahrt an und kam nach einem anstrengenden, aber interessanten Tag mit vielen gewinnbringenden Eindrücken um 21:30 Uhr wieder in Wolfegg an.
Fazit:
Die Exkursion war nicht nur eine Reise in eine geschichtsträchtige Stadt, sondern auch eine wichtige Erfahrung, um zu verstehen, wie Propaganda funktioniert und wie gefährlich totalitäre Ideologien sein können. Geschichte wurde auf diese Weise für viele greifbar. Es war ein lehrreicher, spannender und auch nachdenklich stimmender Tag.